10 Mythen im Ladenbau: Entlarvt!
Als führender Akteur in der Welt der Ladeneinrichtung und des Designs sind wir bei der Gondella Group uns der vielen Mythen und Missverständnisse rund um die Optimierung von Einzelhandelsflächen sehr bewusst. Deshalb haben wir uns intensiver mit dem Thema beschäftigt und gemeinsam mit Prof. Katelijn Quartier und ihren Erkenntnissen aus dem Retail Design Lab (UHasselt) einige dieser Mythen unter die Lupe genommen:
Mythos 1
Beim Betreten eines Ladens biegen die Leute meist nach rechts ab.
Obwohl es in einigen Kulturen zutrifft, dass Menschen dazu neigen, nach rechts abzubiegen, ist dies nicht universell. Zum Beispiel biegen die Menschen im Vereinigten Königreich oft nach links ab, wenn sie die U-Bahn verlassen. Es hängt alles von kulturellen Normen und Gewohnheiten ab. Das Wichtigste ist, zu verstehen, was für Ihre Zielgruppe funktioniert und dies im Ladenlayout anzuwenden.
Mythos 2
Erlebnis ist unerlässlich, um in Zukunft relevant zu bleiben.
Obwohl das Erlebnis sicherlich wichtig ist, ist es nicht das Einzige, was zählt. Ein Laden muss in erster Linie funktional sein und die Bedürfnisse der Kunden erfüllen. Menschen kommen in einen Laden, um einen Kauf zu tätigen. Das Erlebnis kann ein wertvolles Mittel sein, um dies zu erreichen, sollte aber nicht das Ziel an sich sein.
Mythos 3
Menschen verstehen dieselbe Design- oder Formensprache.
Es ist wichtig, ein Design zu schaffen, das zur Zielgruppe und ihren Vorlieben passt. Kulturelle und demografische Unterschiede sowie individuelle Vorlieben und die Affinität zur Technologie beeinflussen die Interpretation von Design und Formensprache stark. In westlichen Kulturen wird Weiß oft mit Reinheit und Einfachheit assoziiert, während es in einigen asiatischen Kulturen die Farbe der Trauer ist. Traditionell fühlen sich Frauen eher zu weichen Farben und runden Formen hingezogen, während Männer schärfere Linien und dunklere Farben bevorzugen. Manche Menschen legen mehr Wert auf Funktionalität als auf Ästhetik, während andere von visuell ansprechenden Elementen angezogen werden, unabhängig von deren Funktionalität.
Mythos 4
Ein Design kann das gewünschte Verhalten der Kunden beeinflussen.
Obwohl ein gut gestalteter Laden das Verhalten der Kunden sicherlich lenken kann, ist es wichtig, realistische Erwartungen zu haben. Eyecatcher können beispielsweise Aufmerksamkeit erregen, aber das Verhalten der Kunden wird auch durch andere Faktoren wie Produktsortiment und Preisgestaltung beeinflusst.
Mythos 5
Die räumliche Gestaltung bestimmt zu 40 % das Einkaufserlebnis.
Die räumliche Gestaltung eines Ladens spielt sicherlich eine wichtige Rolle. Sie ist jedoch nur einer von vielen Aspekten, die das Gesamterlebnis in einem Laden bestimmen. Denken Sie auch an die innere Hülle (Decke, Böden etc.) und das Äußere. Aber auch Elemente wie Kommunikation (Orientierung, Aktivierung und Inspiration), sensorische Aspekte (Geruch, Klang, Sicht, Tastsinn und Geschmack) sowie das Omnichannel-Erlebnis. Es ist wichtig, in die Aspekte zu investieren, die den größten Einfluss auf die Kundenzufriedenheit haben.
Mythos 6
Beschilderung und Wegweisung sind unverzichtbar.
Obwohl Beschilderung in einigen Situationen nützlich sein kann, navigieren Menschen oft anhand rein visueller Hinweise und Displays im Laden. Der Einsatz von Eyecatchern kann daher effektiver sein als traditionelle Beschilderung.
Mythos 7
Menschen sind perfekt in der Lage, zwei Dinge gleichzeitig zu tun.
In Wirklichkeit sinkt die Konzentrationsfähigkeit des Menschen erheblich, wenn er versucht, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu erledigen. Daher ist es wichtig, die Ladenumgebung so zu gestalten, dass sich die Kunden auf das Finden dessen, was sie spezifisch benötigen, konzentrieren können, ohne Ablenkungen. Andernfalls riskieren Sie, Ihre Kunden zu frustrieren. Klare Orientierungspunkte helfen hierbei enorm.
Mythos 8
Wenn Menschen suchen, kaufen sie nicht ein.
Es ist wichtig zu wissen, dass Kunden manchmal suchen müssen, was sie wollen, besonders in einer neuen Umgebung. Aber das bedeutet nicht, dass sie nicht einkaufen. Im Gegenteil, es ist ein natürlicher Teil des Einkaufsprozesses und kann sogar zur Entdeckung neuer Produkte führen. Deshalb sind Regalenden so wichtig, um Ihre Kunden zu orientieren und Cross-Selling zu fördern.
Mythos 9
Die ersten Meter des Ladens sind zum Einkaufen da.
Oft sind die ersten Meter eines Ladens mehr darauf ausgerichtet, eine mentale Karte für den Kunden zu erstellen, als direkt zu verkaufen. In diesem Moment denken sie nur an den Beginn ihres Einkaufsvorgangs und benötigen diese Meter, um sich zu akklimatisieren. Deshalb ist es keine gute Idee, wichtige Aktionen direkt am Eingang zu platzieren. Geben Sie Ihren Kunden Raum, sich an den Laden zu gewöhnen und in ihre „Einkaufszone“ zu gelangen. Kein Wunder, dass Sie so oft den Korb vergessen, der direkt dort vorne steht. Als Einzelhändler ist es wichtig, solche Bedürfnisse der Kunden vorauszusehen und das Ladenlayout entsprechend anzupassen.
Mythos 10
Männer und Frauen kaufen auf die gleiche Weise ein.
Obwohl es sicherlich individuelle Unterschiede gibt, gibt es auch allgemeine Trends im Einkaufsverhalten von Männern und Frauen. Es ist wichtig, diese Unterschiede zu verstehen und die Ladenumgebung entsprechend anzupassen. Beispielsweise verbringen Frauen mehr Zeit in Geschäften als Männer, besuchen im Durchschnitt mehr Geschäfte und geben mehr aus. Die Rolle der Frauen im Einzelhandel ist daher wichtiger als die der Männer. In Bezug auf Orientierung und Kaufentscheidungen haben Frauen einen größeren Einfluss als Männer.
"In einer sich ständig wandelnden Welt ist es entscheidend, die Mythen rund um das Design von Läden zu durchbrechen und sich auf das zu konzentrieren, was wirklich für Ihre spezifische Zielgruppe und Markenidentität funktioniert.
Bei Gondella Group streben wir danach, Verkaufsräume zu schaffen, die sowohl funktional als auch inspirierend sind."
Jozefien De Baere Marketingmanagerin der Gondella Gruppe
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Erkenntnisse aus Katelijn Quartiers Keynote „10 Mythen im Retail Design“ auf der OM-Konferenz 2023 in Antwerpen.
Katelijn Quartier ist Professorin für Einzelhandelsdesign an der Fakultät für Architektur und Kunst der UHasselt und Autorin des Buches „The Big Book of Retail Design“.
Sie ist auch die akademische Direktorin des Wissenszentrums Retail Design Lab.